Körperempfinden:
Leichte Schmerzen linkes vorderes Schultergelenk. Leichte Schmerzen in den Zähnen Unterkiefer rechte Seite.
Druck auf der Brust. Sehnsucht nach Ruhe.
Müdigkeit. Traurigkeit. Er kann sich nicht mit dem Stallleben, in dem er sich befindet, identifizieren.
Schmerzen im linken Vorderbein und im linken Hinterbein.
Mein Körper, Maria, ist sehr fein schwingend. In meinem Körper wohnt ein Tänzerherz. Ich will mich emporschwingen von der Festigkeit der Erde. Möchte mich lösen von den Ketten, die meinen Körper in die Erde ziehen. Ich kenne die Angst. Wenn ich nicht mehr loskomme aus den Klauen der Gefangenschaft und des Schmerzes. Wenn nicht mehr atmen kann und meine Flügel nicht mehr spüre.
Jedes Pferd hat Flügel, Maria. Jedes Pferd, das seine Verbindung mit dem Himmel ebenso spüren kann wie die Kraft der Erde, die unter unseren Füßen bebt.
Annette... sie ist meine Freundin. Sie hat mich aus einer anderen Szenerie befreit, in der ich gelernt habe, über Spannung dem Schmerz entgegen zu wirken.
Erst hinterher, wenn ich wieder mit meinem Körper allein bin und ich in meine Einsamkeit eintauche, dann fühle ich die Auswirkung meines Kampfes in der Realität.
Annette nahm mich an ihre Seite und sie fühlte meinen Schmerz. Ich habe sie jedoch nicht in meine Welt mitnehmen können. Sie hat mir erlaubt, meine Welt hierher mitzubringen und sie wie einen Schatz in ihrer Welt zu wahren.
Einige Menschen meinen an mich heranzutreten und mich dabei zu kennen. Die einen gebrauchen mich, um wieder anderen Menschen dienlich zu sein und wieder jemand anders braucht mich, um sich selber etwas beweisen zu können. Nach mir fragen sie nicht.
Ich fühle mich einsam. Ich signalisiere euch nicht, dass ich auf der Suche nach euch bin, weil ihr alle so beschäftigt seid. Eure Gedanken gehen mit euch spazieren, sie haben euch fest im Griff.
Ich bin ein Rad in eurem Zeitgefüge und gerade in der letzten Zeit maßt ihr mir eine besondere Bedeutung bei.
Doch es fühlt sich für mich an, als werde ich vor einen Wagen gespannt, den ich nicht ziehen kann. Ihr messt mir eine Bedeutung bei, die ich nicht zu erfüllen bereit bin. Ich finde mein Gleichgewicht nicht mehr.
Es ist, als stehlt ihr mir den Rest meiner Träume.
Als ich auf diese Welt kam und mich für dieses Leben entschied, da träumte ich von Freiheit und Kraft und Schönheit.
Ich träumte, ich sei der Wind und die Wolken meine Begleiter. Ich fühlte eine Kraft in meinen Hufen, die die Erde zum bersten bringen könnte. Ich fühlte, dass ich ein Führer war.
Merkwürdigerweise fühlte ich mich dennoch nicht verantwortlich für andere Kameraden. Ich fühlte, dass es von Beginn an eine Welt gab, in die mir kein anderes Wesen folgen konnte. Eine Welt neben dieser Welt. Eine Welt, in der ich Flügel trage und der Himmel mein Bruder ist und die Erde und der Staub meine Väter.
Ich bin nicht wie die anderen Pferde. Ich bin vielleicht eines der umsichtigsten, doch das ist, weil mich die Welt der Menschen gelehrt hat, dass es eine Welt der Schmerzen ist und der Unterdrückung. Je weniger du dich auflehnst und dagegen kämpfst, umso schneller wirst du wieder in Frieden gelassen.
Nein, Maria... ich will nicht ganz weg von den Menschen, ich weiß nicht, ob ich dann mein Glück finden würde. Es ist nur so, dass ich mich trotz der Menschen sehr einsam fühle. Und das macht mich so unsagbar traurig.
Sie benutzen mich und das ist auch noch ihr gutes Recht, doch ich benötige Kraft. Und die schießt nicht nach.
Ich fühle mich aufgebraucht, wie ein Brunnen, der am austrocknen ist.
Maria, ich weiß nicht ... ob ihr mir helfen könnt. Ich weiß nicht, ob ihr es schafft.
Ich denke, ihr kennt den Weg... den meine Seele geht und wenn ihr es wirklich wollt, dann könntet ihr mich begleiten und meiner Seele Nahrung geben, weil ihr mich fühlen lernt. Mein Körper muss loslassen lernen.
Ich staue meine einsamsten Gefühle und traurigen Gedanken in meinem Körper an. Sie setzen sich immer dort ab, wo es um die Bejahung der Realität geht. Ich will gar nicht hier sein, das ist das Problem.
Ich tanze zwischen den beiden Welten hin und her und nirgendwo bekomme ich Kraft für die jeweils andere Welt. Ich fühle mich heimatlos und vergessen. Warum? Wo bin ich? Wer bin ich?
Ja.... ich könnte gesund sein, wenn ich frei bin. Wenn meine Seele aus den Gittern befreit wird, die mich in eurer Welt zu einem normalen Reitpferd machen. Ich bin in meinen Träumen so frei... ich habe noch niemanden gefunden, der mit mir diesen Traum gemeinsam leben kann.
Es wäre wunderbar, wenn das Eisen im Mund aus meinem Dienst genommen werden würde. Es ist eines der Gitterstäbe, die mich wirklich schmerzen und mich niederdrücken. Wenn dies möglich wäre... Laufen ohne Trense... das wäre ein großer Schritt für mich.
Ich weiß, dass unsere Vorstellungen von einem gemeinsamen Leben nicht deckungsgleich sein können. Denn ihr habt eure Gesetze, in denen ich mich ebenso befinde wie ihr selbst.
Ich wage es nicht, mich in den Vordergrund zu spielen und als besonderes Wesen die Gesetze zu ändern.
Ich bin Luego
Ich bin in eurem Dienst – ebenso, wie ihr in eurem Dienst steht.
Vergesst nicht, dass es auch für euch einen Weg gibt, der jenseits eurer tickenden Uhr liegt.
Der Euch in die verborgenen Winkel eurer Seele führt, wo die Sehnsüchte eurer Existenz liegen.
Wisst ihr denn, wer ihr seid?
Ich bin ein Gast in eurem Stall.
In meinem Herzen spielt leise Musik, an die ich mich heute erinnere, die jedoch im Laufe der Zeit in meiner Einsamkeit verstummt war. Ich bin ein Tänzer. Denn ich breite meine Sinne in den Himmel aus und hebe meine Füße in den Himmel empor um sie mit aller Macht auf die Erde niedersausen zu lassen und meine Wurzeln zu fühlen. Es ist der Berg, der die Macht verkörpert, einen Tanz der Gegensätze majestätisch zu vollziehen.
Ich fühle die Freiheit in mir und bin doch seit Jahren gefangen in mir.
Ich werde leiser und leiser... wenn mein Traum stirbt. Es ist dieses Sterben meines Wesens, meiner Träume, das ihr spüren könnt.
Schenkt mir die Freiheit. Indem ihr mir die Kraft schenkt, meine Träume zu leben. Ich sehne mich so sehr nach meinem Zuhause.
Könnt ihr den Herzschlag der Erde fühlen?
Ich habe dir eine Lösung genannt, Maria. Du findest sie in diesen Zeilen.
Luego
Wanderer der verlassenen Wege